Vierte Runde der Tarifverhandlungen für westdeutsche Textil- und Modeindustrie

Arbeitgeber rufen IG Metall zur Vernunft auf: Warnstreiks angesichts der Krisenlage unverantwortlich

15.02.2021

München: Die Umsätze und Geschäftserwartungen der mittelständischen Unternehmen der Textil- und Modeindustrie rauschen weiter in den Keller. Der lange Winterlockdown wirkt sich immer mehr auf die Industrie aus mit Folgen bis weit ins nächste Jahr. Die Arbeitgeber der westdeutschen Textil- und Modeindustrie erwarten deshalb schwierige Gespräche in der vierten Runde der Tarifverhandlungen für rund 100 000 Beschäftigte.

Verhandlungsführer Markus Simon: „Der bald ein Vierteljahr dauernde harte Winterlockdown ohne eine wirkliche Öffnungsperspektive, dazu die Sorge über weltweit hohe Infektionszahlen durch neue Corona-Mutationen verschlechtern die Lage und trüben die Aussichten auf wirtschaftliche Erholung immer stärker ein. Wir können deshalb nur an die IG Metall appellieren, die wirtschaftlichen Realitäten anzuerkennen und mit uns über einen Abschluss mit Vernunft, Augenmaß und Perspektiven zu verhandeln.“

In einer aktuellen Konjunkturumfrage des Gesamtverbandes der deutschen Textil- und Modeindustrie geben die Unternehmen an, noch sehr lange an den wirtschaftlichen Folgen der Pandemie zu leiden. Bei Umsätzen, Aufträgen und Exporten weisen alle Werte nach unten. Die größten Existenzsorgen haben die mittelständischen Bekleidungshersteller und Modemarken, viele von ihnen Traditions- und Familienunternehmen. Der Handel mit Textilien, Bekleidung, Schuhen und Lederwaren brach im Dezember real um fast 40 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat ein. Auch die Hersteller technischer Textilien haben große Zukunftssorgen.

Markus Simon: „Wer angesichts der schlimmsten Krise in unserer Branche seit 70 Jahren immer noch an seiner Ausgangsforderung von vier Prozent mehr für dieses Jahr festhält und zu Warnstreiks aufruft, handelt unverantwortlich. Wir alle brauchen jetzt Sicherheit in unsicherer Zeit, um den Weg gemeinsam aus der Krise zu schaffen.“

Die Arbeitgeber hatten für dieses Krisenjahr zunächst eine Einmalzahlung vorgeschlagen, um für das Jahr 2022 Spielraum für zwei Tariferhöhungen zu haben. Außerdem boten die Arbeitgeber Verbesserungen bei der Altersteilzeit sowie bei arbeitgeberseitig finanzierten Weiterbildungsangeboten an.